Di, 28.11.2023: Wieder Mal mein Lieblingsthema – und nicht nur von mir: Ein Grenzübergang. Für einen Grenzübergang rechnet wir in Afrika immer einen ganzen Tag. Was dabei passiert, ist unseren europäischen Vorstellungen gänzlich unvorstellbar und unbegreiflich.
Man fährt am Besten am Abend vor dem Grenzübergang bis zur Grenz und übernachtet dort, damit man morgens gleich als erstes vor dem Schlagbaum steht wenn er öffnet. So weit so gut. In diesem Fall war das schon mal keine gute Idee. Wir haben an der Tankstelle mit Restaurant kurz vor der Grenze am Abend vorher angehalten und gefragt, ob wir hinterm Restaurant übernachten dürfen. Klar, für 10$ pro Auto kein Problem. Die Grenze sollte morgens um acht Uhr aufmachen und wir waren früh genug aufgestanden und fuhren um acht Uhr die letzten hundert Meter zur Grenze. Was sahen wir: da standen schon über 30 Autos und zig LKWs.
OK, war also keine gute Idee. Besser wäre gewesen, wenn wir uns abends schon in die Spur gestellt hätten und dort im Auto geschlafen hätten. Wir reihten uns also ein und gegen neun Uhr sahen wir dann auch schon die ersten Bewegungen hinterm Tor. Gegen 9:15 öffnete das Tor, allerdings nur für LKWs. Gegen 9:30 sahen wir, wie die umliegenden kleinen Kaffees und Restaurants große Tabletts mit vielen Teekännchen in den Grenzbereich schleppten, also war dort erst einmal Teepause. Gegen 10 Uhr wurden dann auch die ersten Autos reingelassen, bald waren wir dann auch drinnen. Zuerst zur Polizei, dort wurden der Reisepass und der KFZ-Schein eingescannt. Dann durften wir weiterfahren zum Auto-Scanner. Das ist eine Halle, in der ein langer LKW oder drei Autos hintereinander gestellt werden um sie mit einem riesigen Scanner zu durchleuchten. Wir mussten dann außerhalb der Halle warten. Nach 10 Minuten konnten wir wieder unsere Autos besteigen und aus der Halle herausfahren um dann in 100m Entfernung zu parken und unsere Autos zu öffnen, damit man sie innen untersuchen kann. Aber, bevor man das tun konnten, müssten sie die Bescheinigung von Scanner haben, die wir nicht bekommen hatten. Wir also wieder zurück zum Scanner und fragten nach dem Papier. Geduld – man wäre noch nicht fertig mit der Analyse. Nach einiger Zeit wurden wir von den Personen im Scanner befragt, ob wir Drogen, Waffen, Gewehre oder Drohnen im Auto hätten – nein – man fragt sich da, was die eigentlich scannen. Ok, wir bekamen unsere Bescheinigung und gingen zu unseren Autos zurück. Zeigten einem Uniformierten die Bescheinigung und schon ging es weiter. Der erste Hundeführer mit Hund kam und der zog den Hund in mein Auto. Er schnüffelte überall herum, schlug aber Gott sei Dank nicht. Vermutlich ein Drogenhund. Dann mussten wir mehr Abstand nehmen und ein weiterer Hundeführer mit Hund kam und musste in mein Auto. Der (Waffen-, Sprengstoff-) Hund war dreister. Er trampelte auf mein Bett herum kletterte nach vorne und trampelte mit allen vier Pfoten in meine Gemüsekiste mit Tomaten und Bananen herum, fand aber auch nichts. Jetzt hatten wir Angst, dass noch ein Alkoholhund kommt – Nein, nicht wirklich :-))) . Jetzt musste noch ein Offizieller das Ergebnis dieser Untersuchung auch auf den Scanner-Schein bestätigen. Wo ist wohl dieser der Officer? Jetzt muss man sich die Situation so vorstellen, das es sich hier um einen großen, total dreckigen und staubigen Platz mit vielen LKWs und Autos handelt. Nach einigem suchen haben wir ihn auch gefunden. Er saß zwische zwei LKWs an einem klapprigen durchlöcherten kleinen Tisch. Direkt rechts von ihm, waren die LKW-Faher am Spegeleier braten und er sass da mit einer stoischen Ruhe und tippte ca. 5 Lieferschein (oder was auch immer) mit seinem Ein-Finger-Suchsystem in das Tablet-PC. Er sah dabei nicht einmal auf. Ich ihm schon den Zettel, den er nur unterschreiben brauchte, fast vor die Nase gehalten. Nein, er tippte Buchstabe für Buchstabe weiter, telefonierte zwischendurch mehrmals (vermutlich mit seiner Frau) ohne aufzublicken. So sahen wir uns das Ganz mindesten eine halbe Stunde an. Dann stand er plötzlich auf und ging er weg! Nach kurzer Zeit kam aber ein anderer Officer und der unterschrieb, dem Himmel sei Dank, die Zettel sofort. Nun, haben wir uns gedacht, wir haben es geschafft! Nur noch die Endkontrolle am Ausgang – das ist so üblich. Weit gefehlt. Wir zum Ausgang, legten dem Officer dort die Dokumente vor, er guckte entsetzt und sagte unwirsch: Da fehlt noch der Stempel und die Unterschrift des Inspekteurs! Wir mussten wieder an die Seite fahren und parken. Auf die Frage, wo wir den Inspekteur wohl finden würden, zeigte er in Richtung Eingang – wo wir schon am Anfang waren. OK, wir uns durchgefragt und den Inspekteur nach einigem Suchen gefunden. Hier mussten wir kurz warten, und als wir an der Reihe waren, hat er wieder alle Dokumente computertechnisch erfasst und fotografiert. Wir haben unsere Stempel bekommen und gingen zurück zu dem unwirschen Kollege. Der war jetzt soweit zufrieden und wollte wieder unsere ganzen Dokumente (Reisepass, KFZ-Schein, Scannerbescheinigung) haben. Man glaubt es nun kaum: Er hatte eine DIN-3-Kladde mit kariertem Papier vor sich und nachdem unser Dokumente nun mehrfach überall erfasst, gescannt und fotografiert wurden, trug er nun alle Daten (Reisepassnummer, KFZ-Fahrgestellnummer, -Kennzeichen, und sonstiges) fein säuberlich und bedächtig mit Kugelschreiber in die Spalten seiner Kladde ein. Geschafft? Nein! Jetzt kam erst die Endkontrolle, ca 10m weiter. Hier mussten wir wieder alle Dokumente abgeben und warten, bis die Papiere alle nochmal, jetzt mit dem Handy fotografiert worden waren.
So! Das war jetzt die Ausreise aus Marokko, nun freuen wir uns auf die Grenzformalitäten bei der Einreise von Mauretanien an der andere Seite der Grenz mit ähnlicher Organisation.
Wir haben gut 6 Stunden gebraucht für den Grenzübergang von Marokko nach Mauretanien. Andere haben noch länger gebraucht.