„Einen schönen Urlaub und gute Erholung …“

Donnerstag, 18.1.2024:

Zu den schönen Fotos die wir in WhatsApp einstellen, möchte ich mal den Hintergrund, dass wahre Leben hier beleuchten. Bei den schönen Fotos kommen dann immer Meldungen wie: Toll, weiter schönen Urlaub und Erholung. Urlaub? Erholung? Mitnichten! Nehmen wir den heutigen Tag an dem schönen Platz unter Palmen, ein Foto wie aus der Barcadi-Werbung.

Alle denken an die Malediven. Sonne, Strand und Meer; baden, duschen und anschließend an die Bar – hier weit gefehlt! Es sieht paradiesisch schön aus, ja; ist es in gewisser Weise auch. Aber betrachten wir unseren Alltag: Wir sind vor drei Tage durch Liberias Hauptstadt Monrovia gefahren. Ein absoluter Verkehrsmoloch. Dann ca. 400 km durch Liberia bis in die Elfenbeinküste gefahren, mit Grenzübergang. Bei einer Zwischenübernachtung haben wir sehr nette Inder getroffen, die hier in einer Mine arbeiten. Sie erzählten uns, dass es hier Malaria-Risikogebiet sei und viele ihrer Mitarbeiter schon erkrankt wären. Automatisch denkt man dann an seine zig Mückenstiche die man an den Füßen hat und hoff, dass keine von einer bösen Mosquito-Fliege stammt.

Im nächsten Ort nach der Grenze kaufen wir aus sicherheits- und organisatorischen Gründen zuerst eine SIM-Karte. Das System ist für uns Europäer völlig unverständlich. Da ich kein französisch spreche und die Elfenbeinküste französischsprachig ist, ist guter Rat teuer. Man geht dann einfach in ein Café oder Restaurant, da wo viele Menschen gemütlich zusammensitzen, stellt sich in die Mitte und fragt lautstark in englisch, ob hier jemand wäre, der englisch spricht. Funktioniert meistens, dass sich dann jemand meldet. Hier jetzt auch. Der ist dann mit mir zu Fuß ca. 2 km durch mehr als fünf Telefonläden gegangen, bis jemand eine SIM-Karte zu verkaufen hatte. Geschafft, 200 MB, (0,2GB!) aber immerhin. Jetzt hatte mein „Berater“ Durst und ich habe ihn in einem Restaurant zu einer Cola eingeladen. Jetzt lies er die Katze aus dem Sack: Sein Bruder hätte ein Hotel, in dem wir doch übernachten sollten. Ich: Nein, wir würden in unseren Autos schlafen und wollten heute noch weiterfahren. Zählt alles nicht! Er blieb hartnäckig und als er endlich aufgab und aus dem Übernachtungsgeschäft nichts wurde, verlangte er 3000 CFA (=5 €) für seine Dienste.

Jetzt weiterfahrt in Richtung Küste – ungefähr 400 km. Zwischendurch ca. zehn Straßensperren von Polizei, Militär und Immigration (Einwanderungsbehörde). Alle wollen die Papiere sehen und Geschenke haben – Handy, Sonnenbrille, Kugelschreiber 🙂 Wir verschenken grundsätzlich nichts, haben auch nichts zu verschenken und dann muss man immer aufpassen, dass sie nicht grantig werden und wir rechts heranfahren müssen und das man unsere Autos dann auseinander nimmt. Also immer lächeln, immer freundlich sein. Alles bei 35° und 80% Luftfeuchtigkeit. Das Zeug das man anhat, ist klatsch nass – zum auswringen! Im Auto sind es in der Regeln weit über 40°.

Die Teerstraße ist durchgängig mit vielen und tiefen Schlaglöcher von derart, dass nicht mal LKWs sie durchfahren können. Die Schlaglöcher sind tlw. kantig und einen halben Meter tief. Wenn man da reinfährt bricht einem das Rad ab – definitiv! Also hochkonzentriert fahren – hunderte von Kilometer und das bei der irren Fahrweise der Einheimischen. Das wichtigste am Tag ist Wasser zum Trinken zu besorgen. Man benötigt hier literweise. Das Wasser in den Flaschen ist am Nachmittag so heiß, dass man es kaum noch trinken kann. Zwischendurch gibt es auch immer private Straßensperren, die einfach Geld abzocken wollen. Aus der Ferne nicht erkennbar, ob es sich um offizielle oder „private“ Sperren handelt. Beliebt sind auch bei schlechten Straßen die selbsternannten Straßenbauer. Sie setzen sich einen Arbeits-Schutzhelm auf, werfen ein bisschen Erde auf die Fahrbahn, so dass man langsam fahren muss und dann hat man sie am Fenster und sie wollen Geld für die Straßenreparatur. Ich beschimpfe sie in deutsch und sie fluchen hinter mir her – gut dass ich es nicht verstehe. Dann abends ein Übernachtungsplatz suchen. Wild campen oder was etabliertes? Wir hatten bei iOverlander (Info-Webseite für so Leutchen wie uns) einen Hinweis auf ein vielversprechendes Camp gefunden. Wegbeschreibung – Fehlanzeige. Wir schon reichlich müde und spät war es auch schon, mussten dann noch 80 Kilometer umher fahren um es einzukreisen. Als wir dann eine mögliche Zufahrt gefunden hatten, konnten wir nicht glauben, dass man da mit dem Auto hereinfahren kann und dass dann da noch was gescheites kommen könnte. OK, Autos abschließen und wir zu Fuß den Weg lang laufen um zu gucken, was da wohl sein könnte. Tatsächlich, da war ein (verwaistes) Camp. Nur der Besitzer mit seiner Familie wohnte da, aber es war ansonsten wunderschön. OK, hier bleiben wir. Die Autos geholt und uns ein schönes Plätzchen zum Stellen gesucht. Dann die Frage nach der Infrastruktur: Gibt es hier eine Toilette und Dusche? Selbstverständlich! Ein Häuschen mit offener Tür, eine Kloschüssel ohne Brille und ohne Wasseranschluss. Wegspülen könnte man mit dem Eimer Wasser – und den kann man sich auch alternativ als Dusche über den Kopf schütten. Prima! Heute hatten wir Glück, es gab am Morgen ein richtig heftiges tropisches Regenschauer. Wir mit Badehose raus und uns in den Regen mit dem Regenwasser gewaschen. Super – endlich nach drei Tagen schwitzen mal wieder geduscht! Leider können wir hier nicht im Meer baden, weil wir uns (aus Wassermangel) nachher das Salzwasser nicht abduschen können. Ansonsten gibt es keinen Einkaufsläden in der Nähe, kein Strom, kein Licht auch kein fließendes Wasser um unsere Vorräte auf zu füllen. Aber schön ist es hier doch und wir beschließen erst einmal zwei Tage hier zu bleiben und uns zu erholen.

Das zum Thema: Schönen Urlaub und gute Erholung :-))))

Morgen geht es in diesem Stile weiter in Richtung Togo mit ähnlichen Verkehrs-, und Straßenverhältnissen und in der Hoffnung wieder irgendwo ein annehmbares Camp oder Stellplatz zu finden.

Dies ist kein Frust-Bericht! wir wussten vorher wie solch eine Afrika-Tour läuft – nämlich genau so. Nur so kommt man mit den Menschen in Kontakt, nicht wie in den westlich orientierten Hotels in den Städten. Das ist dass was wir lieben! Ich wollte nur mal erzählen, wie die Tage so verlaufen und das die schönen Fotos nicht durch die TUI-Brille betrachtet werden dürfen – it’s Africa. Wir wollen Land und Leute kennenlernen und haben auf diese Weise schon viele schöne Erlebnisse gehabt …

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5 Antworten zu „Einen schönen Urlaub und gute Erholung …“

  1. Thomas sagt:

    Hallo Kalle,

    … Du hast ja jetzt einige Zeit nichts mehr von mir gehört.
    Hatte verschiedene Gründe. Ich verfolge Deine Tour aber sehr interessiert. Wahrscheinlich dauert es noch etliche Monate, bis Du mir beim Chinesen (ich vermisse es) Teile Deiner Reise erzählst. Ich freu mich drauf. Bleib gesund…
    Bei uns ist soweit alles i.O.
    Ganz liebe Grüße
    Thomas

  2. > …Erholung? Mit Nichten! …. Da hatte ich meine Freude dran 🙂 ich hoffe mal die *Nichten* waren nicht dabei („mitnichten“ sagt der Duden – jaja ich weiß, Kleinkrämerei 😉 )

  3. Christoph Petermann sagt:

    … Bin begeistert 🙂 …

  4. Manfred Beckmann sagt:

    Die Erholung folgt dann hoffentlich nach der Heimkehr! „VOM URLAUB“
    Ich find es köstlich: Ich muss die Kommentare nicht lesen und auch nicht kommentieren
    Ich sehe es geht euch gut ! Viel Erfolg weiter auf eurem Tripp!
    Gruß aus der kalten Heimat! Manfred

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