Schwere Entscheidung

Meine geplante Reise war, von hier im Senegal aus nach Guinea/Conakry zu fahren um mir dort einen Visum für die Elfenbeinküste zu besorgen. Dann weiter durch die Elfenbeiküste nach Ghana, Togo, Benin, Nigeria, Kongo weiter in Richtung Südafrika/Ostafrika zu fahren.

Leider wird vorerst nichts daraus.

Es ist extrem schwierig, bis unmöglich für die Elfenbeinküste (orange) ein Visum für die Einreise mit einem Auto über Land zu bekommen *). Ich habe mit vielen Overlandern gesprochen, die das auch versucht haben und die meisten sind auch gescheitert.

Ich würde den Kampf mit dem Visum für die Elfenbeinküste wohl aufnehmen wollen, damit ich durch das Land komme. Die Visa für die nachfolgenden Länder Ghana, Togo und Benin zu bekommen, sind mit den üblichen afrikanischen Problemen machbar.

Danach kommt Nigeria (rot) auf meine Route. Ein sowieso kritisches Land, in dem im Februar Wahlen sind und sie für diese Zeit die Grenzen schließen. Wenn die Wahlen vorbei sind und keine Unruhen kommen, müssten die Grenzen im März wieder aufgehen.

Problem ist aber dann, dass in diesem Gebiet und weiter im Kongo die Regenzeit (blau gestrichelt) beginnt und alle Straßen unpassierbar werden. Man spricht dann von einer Niederschlagsmenge von bis zu 2 m pro Jahr.

Ergo macht alles keinen Sinn!

Plan B:

Es ist auch keine Möglichkeit, über die weiter im Hinterland liegenden Länder wie Mali, Burkina Faso, Niger, Tschad usw zu fahren. Entweder sind die Grenzen geschlossen oder man darf nur mit (bezahlten) Polizei-/Militär-Schutz durch diese Länder fahren. In diesem Gebiet werden immer wieder Menschen von Terroristen (Boko Haram) gekidnappt. Und auf meinem Beifahrersitz einen Officer mit Maschinengewehr sitzen zu haben, entspricht nicht ganz meiner Vorstellung vom Reisen. Dies ist keine Übertreibung. Wir standen mit zwei Typen aus München in Verbindung, die mit einem Unimog durch diese Länder fahren wollten. Sie sind zuerst vom Militär begleitet worden, dann verhaftet (zu ihrer eigenen Sicherheit), dann wurden Ihnen alle Dokumente abgenommen, dann wurden sie weiter zur deutschen Botschaft gebracht mit der Bedingung, dass sie nach Deutschland zurückgeschickt werden.

Ergo, macht auch (gar) keinen Sinn!

Plan C:

Ich fahre zurück zur Hauptstadt Dakar und verschiffe mein Auto nach Luanda (Angola). Habe mit vielen gesprochen die gesagt haben: „Tu es nicht!“ Ich habe unterwegs Frank und Mary-Ann aus Amsterdam getroffen. Frank hat jahrelang in Afrika gearbeitet und hatte mit Häfen zu tun. Er sagte: „No way!“. Man muss sich das mit dem RoRo-Verschiffen (Roll on / Roll off) so vorstellen: man gibt in Dakar das Auto mit dem kompletten Inhalt (außer Dokumente und Geld) im Hafen ab, übergibt den Schlüssel und die fahren es dann auf ein Schiff. In jedem Zwischenhafen kommen schiffsfremde Arbeiter an Bord um zu be- und entladen. Ich fliege inzwischen nach Luanda und warte vor dem Hafen, was da von meinem Auto wohl noch ankommt. Jemand erzählte mir, sie hätten die Türen vom Auto zugeschweißt und trotzdem war es am Zielhafen aufgebrochen und leer.

Ergo, macht auch keinen Sinn.

Fazit

Die mehrmonatige Reise durch Westafrika war bisher ein absoluter Traum! Ich möchte die Reise nicht mit so einem Mist toppen.

Geplant war, dass ich durch Marokko, Mauretanien, Senegal, mehr oder weniger geradeaus durchfahre, dann wäre ich wie geplant vor den Wahlen in Nigeria und vor der Regenzeit durch diese Länder gekommen. Dadurch, dass ich zwei Gleichgesinnte getroffen habe und mich mit ihnen sehr gut verstanden habe, haben wir uns ausführlich Mauretanien, Senagal und Gambia angesehen.

Die Fahrten durch das Hinterland von Mauretanien, die Sahara, hätte ich (keiner) alleine machen können – zu gefährlich für EIN Fahrzeug, wenn mal was passiert. Mauretanien ist noch das einzige Land, in dem man bis in die Sahara fahren kann. Alle anderen Sahara-Länder wie Algerien, Libyen, Ägypten, Niger, Tschad usw., können nicht mehr mit dem Auto durchfahren werden..

Von daher tut es mir nicht Leid, meine Reise jetzt zu unterbrechen.

Ich fahre jetzt gemütlich nach Hause, überarbeite mein Auto (viele kleine Verbesserungen) und setze meine Afrika-Rundreise im Herbst fort. Will heißen, ich verschiffe mein Auto in einem Container nach Namibia und fahre von da aus weiter in Richtung Süd- und Ostafrika … Bis dahin werden in meinem Blog keine abenteuerlichen Berichte mehr zu erwarten sein. Im April wieder ich voraussichtlich wieder zu Hause sein …

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*) Man muss sich das im europäischen Sinn übertragenen so vorstellen: Man benötigt eine Einreisedokument (Visum) für, sagen wir Italien und man befindet sich zur Zeit in Dänemark. Man hat gehört, dass die italienische Botschaft in Paris das Visum ausstellt. Also fährt man von Dänemark nach Paris. Hier wird einem gesagt, nein, machen wir seit 2 Monaten nicht mehr, Sie müssen nach Berlin. OK, fahre ich jetzt nach Berlin. Hier bekommt man das Visum tatsächlich und fährt nun glücklich zur Italienischen Grenze. Nach mehreren Stunden palavern ist klar , es fehlt ein Dokument , das „Laissez-passer“. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich auch nicht was das ist, aber man sagt, dass man das in der italienischen Botschaft in Brüssel bekommt. OK, kein Problem, fahren wir nach Brüssel und versuchen wir es da. Nehmen wir den glücklichen Fall an, dass wir es da nach drei Tagen warten schon bekommen haben. Nun fahren wir wieder nach Italien und freuen uns, dass wir den Grenzübergang schon nach einer Woche und unsinnigen mehr als tausend gefahrenen Kilometern schon hinbekommen haben – oder sie verweigern die Einreise, einfach so. Dies ist kein übertriebener Scherz – für die Elfenbeinküste haben manche Overlander das so oder ähnlich schon erlebt!

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7 Antworten zu Schwere Entscheidung

  1. Thomas Linnemann sagt:

    Hallo Kalle,
    tut mir leid, dass Deine Tour so abrubt endet. Aber die Entscheidung, die Reise hier abzubrechen nachvollziehbar. Besser als das Leben (und das Auto) auf´s Spiel zu setzen.
    Probier es wie geplant von Namibia aus. Das ist ein tolles Land und wird Dich für vieles entschädigen.
    Komm´heile wieder.
    Liebe Grüße
    Thomas

  2. Rudi Wehmeyer sagt:

    Mensch Kalle, wie schade, – aber so ist Africa.
    Wünsche Dir trotzdem noch erlebnisreiche Tage auf Deiner Rückreise. Komm heil wieder.

  3. Anonymous sagt:

    Hallo Kalle,
    verstehe die schwere Entscheidung, sicher richtig unter diesen Umständen. Du hast inzw. 85 Tage Afrika-Reise bewältigt und das ist großartig. Du hast viel erlebt, was auch verarbeitet sein will. Es wird irgendwann eine Fortsetzung geben…
    Wenn du wieder zuhause sein wirst, kannst du hier schon fast den Sommer genießen. Hab‘ eine gute Heimreise u melde dich unterwegs immer mal wieder.
    LG Margarete

  4. Rudolf Müssig sagt:

    Hallo Kalle.
    Herzlich willkommen im Outdoorcamp Albersloh.

    Als Visaunterlagen werden benötigt(absoluter Anspruch) : Rotwein,Würstchen etc.
    Die Einreise wird von den Besitzern ohne weitere Ansprüche garantiert.
    Die Sterne und der Mond sind die gleichen wie in Afrika…..
    Gute Heimreise.
    Wir freuen uns.

    Liebe Grüße

    Birgit und Rudi

  5. Michael Göring sagt:

    Hallo Kalle,
    es tut mir sehr leid, dass deine Reise erst einmal so enden muss. Andererseits freue ich mich, wenn Du gesund und munter wieder zu Hause ankommst. Es gibt bestimmt eine Menge zu erzählen. Im Sommer ist es doch auch hier ganz schön, wenn auch nicht so abenteuerlich.
    Liebe Grüße aus Berlin
    Kathrin und Michael

  6. Antonio (Spanish guy who works in Palmarin) sagt:

    Kalle I’m sorry to hear that you can’t get to South Africa, but for me it’s also the best option after reading your post. You made such great efforts to continue the trip but you can’t risk more that what you’ve already risked. When you come back to Africa you’ll be full of energy to face the problems of the second part of the trip.
    I hope you get home well, you have my email in case you need anything. Safe trip!!

  7. Peter Willsher sagt:

    I’m so sorry, Kalle, your adventure has come to an end in such circumstances. Safe journey home for you and your vehicle but meantime enjoy every remaining moment of your time in Africa!

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