Donnerstag 4. 1. / MAX: Ein durchgehend dichter Wald, mit vielen Palmen und manchmal einem alten vergessenen Baumriesen. Die Piste, die da durchführt, ist etwas vom schlimmsten, das ich je gefahren bin. Schmal und kaum mal eine Stelle für den 2-ten Gang. Sie wird von Mopeds und ganz wenigen Autos respektive LKW’s befahren.
Am ersten Tag sahen wir gar keine Autos, den Tag darauf die ersten Wracks. Die Ausreise aus Guinea war schon spektakulär. Sie findet im letzten Dorf statt. Merken muss man es selber. Haben wir nicht, also zurück ins Dorf. Der Polizist macht den Pass ohne gross nachzufragen. Der Zoll, nur schwer zu finden, ist verwaist. Zurück zur Polizei, der ruft den Zollchef an, der kurz darauf, zwar etwas betrunken, aber immerhin erscheint. Auf Teufel komm raus muss er uns ein LAISSER PASSER (Passier-Schein) ausstellen, obwohl ich ihm schon mehrere Male erklärte, dass wir ausreisen, nicht einreisen. Unbeirrt füllt er die zwei Formulare aus, Buchstabe für Buchstabe, und lässt sich partout nicht davon abbringen. Er macht es nur, um dafür bezahlt zu werden (um Schnaps zu kaufen?). Was wir aber brauchen, sind die Ausreise-Stempel im Carnet. Dann haben ich ihm einen Deal vorgeschlagen: Wir kaufen ihm den unsinnigen Passier-Schein (zurück nach Conakry!) ab, dafür stempelt er uns das Canet. Schritt für Schritt erkläre ich ihm was wo eingetragen werden muss. Selbst das schafft er nicht. Da wo die Ortschaft stehen sollte, schreibt er einfach nur das Wort passer (passieren) ein. Nun werde ich etwas lauter, diktiere ihm und zeige welcher Stempel er brauchen soll. Dann noch die Unterschrift und schon zerre ich seinen Talon weg, soll er damit machen, was er will.
Ausserhalb des Dorfes, dann die letzte Kontrolle mit Eintrag ins Buch (handschriftlich, kariertes Papier). Dann noch ein paar Kilometer und wir sind in SIERRA LEONE.
Hier schaut der von der Sicherheit den Pass an und wir zeigen ihm auf dem Handy das E-Visum mit QR-Code. Er fragt: No Paper? Wir: No Paper! Ok, sagt er und schickt uns 500 m weiter zu seinem Boss, Mayor Solomon, der uns grossartig willkommen heisst, uns sagt, wir sollen weiter reisen, einen Stempel gäbe es nicht, bräuchten wir auch nicht. Trotz nachfragen bleibt er dabei und so verabschieden wir uns. Das habe ich noch nie erlebt, ohne Einreisestempel in ein Land zu kommen. Da im E-Visa steht, wir müssten uns am Flughafen in Freetown registrieren lassen, belassen wir es dabei. Die Piste wird buckliger und buckliger. Tiefe Spalten durchziehen sie. Was uns immer wieder Sorgen bereitet sind kurz aufeinander folgende Löcher mit einem Durchmesser von bis zu 1 m. Liegen sie dann noch im Auf- oder Abstieg, wird es besonders gefährlich. Das Auto wird zum Spielball, kippt seitlich und wird gleichzeitig in die Höhe katapultiert. Trotz äusserst langsamer und sorgfältiger Fahrweise kommt es immer wieder zu Situationen, die dem Hinterherfahrenden den Atem stocken lässt. Mehr wie einmal steige ich aus und überlege mir, wie ich die vor mir liegenden Bruchstücke überwinden könnte. Auch wenn mir manchmal das Herz fast aussetzt, geschafft haben wir es jedes Mal. Einmal, Kalle steht ratlos vor einer Dreckpfütze von ca. 15 m Länge und weiss nicht soll er oder soll er nicht. Ich nehme ihm die Entscheidung ab und fahre vor. Es ist immer ein Glücksspiel, ich weiss nicht, ob da dicke Brocken am Grund liegen und die Tiefe kenne ich auch nicht. Es geht aber gut, der Grund ist einigermassen fest und das Wasser erst am Schluss über einen halben Meter tief.
Am Abend finde ich eine riesengrosse Wiese mit gelbem Gras, das bei Sonnenuntergang golden aufleuchtet. Wir geniessen den Abend wie selten. Stolz sind wir auf unsere Leistung und dankbar für denn Übernachtungsplatz.
Am nächsten Tag (Freitag 5. 1.) geht es 1:1 weiter. Am Abend erreichen wir MAKENI. Aus der iOverlander-App wissen wir, bei der Universität können wir übernachten. Sam zeigt uns den Stellplatz,
Später gehen wir zusammen essen und ein Bier trinken.
Hier haben wir auch zwei nette deutsche Studentinnen getroffen.
Wow, was für ein Abenteuer!!!
LG, Margarete