Durch das Hochland von Marokko

Wir waren ein paar Tage ohne Internet, obwohl Kalle STARLINK zu Verfügung hat, richtet er halt doch nicht jeden Tag die Antenne ein. Sein zweites Handy, das er als Rooter benützt, dafür brauchte er zuerst eine SIM-Karte.

Wir sind nach Oujda (Uschda) gefahren um einzukaufen, dann weiter nach Ain-enimathar, von dort rechts weg, hinauf auf das Plateau du Rekkam, das zwischen 1300 und 1400 m ü. M. liegt. Etwa 120 km östlich von Ain-Benimathar haben wir die Teerstrasse verlassen und haben uns auf kleinen Pisten Richtung Süden bewegt. Obwohl relativ flach, waren die Pisten vielfach unglaublich anspruchsvoll. Die Oberfläche mit Felsabsätze durchzogen, kantiger Schotter fast Kopfgross, Querrinnen zu Hauf und viele so steil, dass mir die hintere Stossstange abgeschlagen wurde. Abgebrochene Pistenstücke, die wir mit Felsbrocken ausbesserten, waren manchmal so schräg, dass mir Angst und Bange wurde und Kalle mich einweisen musste. Die Angst vor dem Umkippen ist mir im Nacken gesessen. Obwohl wir 6 Stunden unterwegs waren, schafften wir keine 200 km. Die Hitze, die Sprünge, das Schaukeln und die Schläge, wie auch das konzentrierte Fahren, spürten wir dann abends im Bett: an gesunde tüfe Schlof.


Trotzdem kochten wir jeden Abend jeder sein Gericht, Kalle hat sich bis heute nicht von meiner, für ihn gourmetmässigen, Kocherei erholt.
Wir bewegten uns durch eine wunderschöne, aride, mehr oder weniger menschenleere Landschaft. In eineinhalb Tagen begegneten uns genau drei Autos. Den Übernachtungsplatz konnten wir uns aus 1000 möglichen aussuchen.


Gestern Abend, wir waren bei Missour wieder auf die Teerstrasse gekommen und fuhren Richtung Er-Rachidia, vermeinte Kalle einen Camping gefunden zu haben, bog von der Route ab, fuhr zielsicher durch ein kleines Lehmhüttendorf und hielt neben dem letzten Haus an. Mir war sofort klar, dass hier seit hundert Jahren kein Camping war. Den jungen Mann, der da herumstand, der konnte mit dem Wort Camping nichts anfangen, war aber sofort dafür, dass wir die Nacht im Hof verbringen können. Er war, wie sich später herausstellte, der Sohn des Besitzers. Also richteten wir uns ein, obwohl es dem Kalle nicht ganz geheuer war. Etwas später, ein alter Mann (70) taucht auf, begrüsst mich auf arabisch, dann Händeschütteln mit Hand und aufs Herz, geht zurück in‘s Haus, kehrt retour mit einen Korb, darin Brot, Tee und Zuckerbrocken. Er weist mich darauf hin, er hätte Wasser, das auch wir benutzen können. Da ich etwas begriffsstutzig wirkte, nimmt er mich bei der Hand und wie Vater und Sohn (ich fühlte mich wie sein Sohn) gehen wir hin zum Brunnen.

Diese Geste, mich an der Hand zu zu nehmen hat mich tief bewegt und wenn ich daran denke, was uns an Gastfreundschaft widerfahren ist, von einem alten Mann an uns Autofahrer aus einer fremden Welt, die einfach bei ihm auf den Hof fahren und quasi ein Nachtquartier verlangen, ja da können wir noch viel lernen. Aber genau solche Erlebnisse erfreuen das Herz machen für mich das Reisen so wertvoll.

Wir sind heute bis Zagora gefahren um die Autos zu kontrollieren, eventuell zu schmieren und waschen zu lassen.

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2 Antworten zu Durch das Hochland von Marokko

  1. Margarete sagt:

    Hallo Max,
    danke für den ausführlichen und spannenden Bericht – und die Mühe uns alle auf dem Laufenden zu halten.
    Die Geschichte mit der besonderen Gastfreundschaft hat mich auch berührt und ich kann die Gefühle gut nachvollziehen. So etwas erlebt man speziell auf Reisen und es bereichert das Leben ungemein.
    VG, Margarete
    Hallo Kalle, besonderer Gruß an dich! Margarete

  2. Maria Wegner sagt:

    Himmel, Schimmel
    Müsst ihr euch denn wirklich die miesesten Straßen aussuchen. ? Eure Autos werden ja unheimlich stark strapaziert, ganz abgesehen von den armen Bandscheiben, die man nicht in der nächsten Garage ersetzen kann.
    Die Nachtlager sehe ja traumhaft aus, geradezu kitschig schön. Beneidenswert.
    Doch die Anfahrt !! Na ja.
    Romantik pur .
    Weiterhin gute Fahrt und spannende Erlebnisse
    Gruss Maria

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